![]() Jubilus cordis Gregorianischer Choral und Musik der ars antiqua |
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Konzerte:
18. September 2006
3. Oktober 2006
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Der Mystiker und
Dominikanermönch Meister Eckhart (um 1260-1328) hat durch seine berühmten
Predigten wesentlich zur Entstehung der deutschen Mystik des Spätmittelalters
beigetragen und die abendländische Kulturgeschichte somit weitreichend
geprägt. Vor allem die in der Kontemplation lebenden Nonnen des Dominikanerordens
im Rheinland, Elsass und Süddeutschland verliehen dieser mystischen
Frömmigkeit im Jubilus cordis auch musikalischen Ausdruck.
Zeitgenossen bezeichnen die verzückten Gesänge als klanggewordene
»unsagbaren Freude des Herzens«, als das »Echo der himmlischen
Liturgie« oder als den »Gesang der Seligen im Himmel«.
Gleichwohl haben die Gesänge ihren Ursprung in der Musik des späten 13. Jahrhunderts. Neben zahlreichen spätmittelalterlichen Handschriften, die eine eigenständige dominikanische Choraltradition dokumentieren, sind es vor allem auch frühe Zeugnisse der mittelalterlichen Mehrstimmigkeit, die sich verstärkt gerade im Umfeld der Dominikaner finden, so in Handschriften aus Erfurt oder der alten Reichsstadt Wimpfen am Neckar. Diese heute nur noch als Fragmente erhaltenen Musikhandschriften zeigen die unmittelbare Verbundenheit des Dominikanerordens mit der aktuellen Musikpflege in Paris, dem Ordenssitz der Dominikaner und Studienort des Ordens. Auch Meister Eckhart hat dort - wie viele seiner Zeitgenossen - nicht nur seine Ausbildung erhalten, sondern reiste auch später als Ordensoberer regelmäßig zum Ordenskapitel nach Paris, wo er mit Sicherheit Gelegenheit hatte, die spektakuläre Musikpraxis an der Kathedrale Notre-Dame zu bewundern. Die Kunst der frühen Motette hat Ihren Ursprung in der kirchenmusikalischen Praxis der Kathedrale Notre-Dame in Paris: Die feierliche Ausgestaltung der gregorianischen Gradualien und Responsorien, derjenigen liturgischen Gesänge also, die direkt auf das jeweilige Festgeheimnis Bezug nehmen, geschieht im Laufe des 12. und 13. Jahrhunderts durch die Hinzufügung einer zweiten, dritten und später sogar vierten Stimme. Diese Ausschmückung geschieht jedoch nicht allein durch die Mehrstimmigkeit, die einzelnen Stimmen erhalten auch eigene Texte, die wiederum den zu Grunde liegenden liturgischen Text in einem neuen Licht erscheinen lassen. Im Gefolge des sich rasch über Europa verbreitenden Stils kam es bereits früh zu einer Rezeption der Motette auch außerhalb des französischen Kernlandes. Dies dokumentieren vor allem die berühmten Ars antiqua-Handschriften Las Huelgas (Spanien), Bamberg oder Montpellier, aber auch viele kleinere Handschriften - ganz zu schweigen von den vielen unwiderruflich zerstörten Musikhandschriften. In den Motetten-Handschriften des deutschen Sprachraums stellt man eine weitgehende Miniaturisierung der Form fest, die eine Aufführung dieser Musik primär außerhalb der Liturgie nahe legen. Das Konzert des ensemble officium führt die Gregorianischen Gesänge der süddeutschen Dominikanerinnen (hier nach mittelalterlichen Handschriften des Adelhausen-Klosters in Freiburg/Brsg.) mit den Motetten-Kompositionen der Ars antiqua zusammen und lässt so den »Jubilus cordis« der mystischen Verzückung im Spiegel des »Jubilus« der liturgischen Gesänge des Mittelalters erklingen. |
Letzte Änderung: 20.09.2006 © ensemble officium 2006 |